Die Unternehmen im Kreis Olpe begegnen den Zukunftsherausforderungen mit Selbstbewusstsein – Landes- und bundespolitischer Rahmen muss jedoch stimmig sein.

Der Kreis Olpe steht vor besonderen strukturellen Herausforderungen, so die Erkenntnis einer kürzlich veröffentlichten Studie „Ungleiches Deutschland – Sozioökonomische Disparitäten 2023 – Wissenschaftlicher Hintergrundbericht“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Diese Einstufung basiert laut Studie auf der starken Abhängigkeit des Kreises Olpe von der Automobilindustrie einerseits sowie von energieintensiven Betrieben andererseits, beides Branchen, die im Zuge der Transformation insbesondere betroffen sind, so die Studie weiter.

Grund genug, dass Stimmen laut wurden, ob im Kreis Olpe die „Alarmstufe Rot“ auszurufen sei.

Der Arbeitgeberverband für den Kreis Olpe e.V. indes sieht aktuell keine Anzeichen für eine solchen Alarmismus.

Christopher Mennekes, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes, weist darauf hin, dass die Bewertung der Studie die einzigartige Unternehmensstruktur des Kreises möglicherweise nicht ausreichend berücksichtigt.

Er betont, dass der Kreis Olpe nach wie vor der industriestärkste Kreis in Nordrhein-Westfalen ist und hochinnovative Unternehmen beherbergt, die aktiv an Lösungen für die Herausforderungen von morgen arbeiten. Am Beispiel seines eigenen Unternehmens, der Mennekes Elektrotechnik GmbH & Co. KG zeigt er auf, dass man an den Lösungen für die Elektromobilität von morgen arbeite.

Er betont jedoch auch, dass oftmals politische Rahmenbedingungen falsche Anreize setzen würden bzw. die notwendigen politischen Weichenstellungen ausbleiben.

So führt die aktuelle Förderkulisse eher zu einem Ausbremsen beim Ausbau der Elektromobilität, währenddessen der Ausbau der erneuerbaren Energien zwar an Tempo zugenommen, jedoch immer noch hinter der Zielmarke zurückbleiben würde.  Wichtig sind nun mutige Entscheidungen zur Senkung der Stromkosten, sowohl für Industrie als auch Verbraucher, idealerweise durch einen Brückenstrompreis sowie eine Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß.

Die doppelte Transformation ist zweifellos eine Herausforderung, aber sie birgt aber auch Chancen für die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und die Stärkung der regionalen Wirtschaft. Sie Bedarf jedoch auch zu ihrer Bewältigung klarer politischer Rahmenvorgaben.

Christian Hermann, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes, pflichtet Christopher Mennekes bei und betont, dass der Kreis Olpe die notwendigen Schritte unternimmt, um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. So verweist er beispielsweise auf die neugegründete Erneuerbare Energien Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Olpe mbH, welche die Koordinierung, Unterstützung, Beratung sowie Planung und Errichtung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen in den Städten und Gemeinden des Kreises Olpe zur Aufgabe hat. 

Darüber hinaus verweist er auf eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, nach der gerade der Kreis Olpe im landesweiten Vergleich in Nordrhein-Westfalen besonders patentstark ist und mit einer hohen Lebensqualität aufwarten kann.

Arndt G. Kirchhoff ergänzt, dass die doppelte Transformation zudem eine differenzierte Betrachtung der verschiedenen Branchen und Akteure erfordert. So scheint die Studie bereits bestehende Initiativen sowie die Wirtschaftsstruktur als solche nicht oder nur bedingt zu berücksichtigen. Es erfolge zwar an einer Stelle der vorsichtige Hinweis, dass der Kreis Olpe die höchste Dichte an Weltmarktführern vereint, was im Ergebnis laut Studie auf eine gesunde und resiliente Unternehmensstruktur hinweise, jedoch scheint diese Erkenntnis keinen weiteren Einfluss auf die Bewertung zu entfalten.

Arndt G. Kirchhoff konstatiert, dass Initiativen wie „Do IT Südwestfalen“ sowie ATLAS – Automotive Transformationsplattform Südwestfalen – als Transformationsprojekte weitestgehend unberücksichtigt bleiben. Er betont jedoch auch, dass womöglich diese Projekte zum Zeitpunkt der Studie noch nicht bekannt waren und damit keinen Eingang in die Bewertung finden konnten.

Darüber hinaus, betont Arndt G. Kirchhoff, sind die Transformationsbedarfe nicht für alle Automobilzulieferer gleich. Für Zulieferbetriebe, welche für die Verbrennungsaggregate sowie den Antriebsstrang Produkte herstellen, ergeben sich wesentlich tiefgreifendere Veränderungen als für die Zulieferbetriebe, die Strukturbauteile für den Karosseriebau oder Elektronikkomponenten herstellen.

Abschließend stellen sowohl Christopher Mennekes, Christian Hermann als auch Arndt G. Kirchhoff fest, dass der Kreis Olpe und die dort beheimatete Wirtschaft stark und stabil sind und bleiben. Alle drei betonen, dass die Unternehmen im Kreis Olpe bereit sind, die bestehenden Herausforderungen der notwendigen Transformation nicht nur aktiv anzugehen, sondern auch aktiv mitzugestalten. Nochmals adressieren Sie an die Landes- und Bundespolitik, dass bei aller Bereitschaft innovativer und zukunftsfähiger Unternehmen auch die Politik ihre Aufgaben im Zuge der Transformation angehen muss und einen transformations- und wirtschaftsfreundlichen Rahmen setzen muss, damit der Kreis Olpe und die darin beheimaten Unternehmen auch zukünftig stark bleiben und einen Beitrag zum Wohlstand dieses Landes beitragen.